Ein Capoeira-Veranstaltungs-Kollektiv entsteht
Im Lockdown-Winter 2021 organisierte Professora Oncinha zum Internationalen Frauentag einen Talk mit Professora Lilas (Capoeira Abada) zum Thema „Frauen in der Capoeira“. In diesem Rahmen erzählte Lilas von der Organisationsstruktur ihres Capoeira-Vereins in Karlsruhe. Sie berichtete uns, dass die Organisation des Vereinslebens und die Besetzung der vereinstypischen Ämter abgekoppelt sei von der Capoeira-Graduierung. Der Mestre ist zwar auch dort das Oberhaupt der Gruppe (im Sinne eines Impulsgebenden), jedoch nicht Chef im Sinne der formalistischen Vereinsstrukturen (beispielsweise Vereins-Vorstand). So konzentriert „Macht“ sich nicht zu einseitig in einer Person und einzelne Personen werden nicht mit einer großen Anzahl an Aufgaben überfordert. Auf der anderen Seite resultiert daraus aber auch eine stärkere Bindung der Mitglieder an den Verein, in dem sie wahrnehmbar mitgestalten können (und müssen).
Üblicherweise wird man in der Capoeira-Welt völlig anders sozialisiert. Mestre Cigano war in meiner Gedankenwelt ganz logisch von Beginn an und immer der Visionär und Impulsgeber von GCB Rhein-Main, aber auch der Organisator sämtlicher Veranstaltungen in unserer Gruppe und Verantwortungsträger für eigentlich alles in Personalunion. Ein „richtiger Chef“ eben. Einer der entscheidet, wo es lang geht. Ich weiß noch, wie merkwürdig mir während des Workshops der Gedanke im ersten Moment vorkam, dass jemand mit einer „niedrigen“ Capoeira-Graduierung ein hohes Vereinsamt bekleiden könne, in dem ja durchaus viel Verantwortung und auch Entscheidungsbefugnis steckt.
Als Mestre Cigano ankündigte, nach 2022 kein Capoeira-Camp mehr zu organisieren, wurde die Frage nach der Zukunft dieser von allen liebgewonnenen Veranstaltung im Kreis der Gruppenleiter:innen diskutiert. Das Camp wird von allen geschätzt, sein Fortbestand einstimmig gewünscht. Aber sich die Organisation einer weiteren Veranstaltung dieses Umfangs als Einzelperson ans Bein zu binden – das schien auf den ersten Blick für niemanden in der Runde umsetzbar.
Unser Capoeira-Camp darf nicht sterben!
Um zunächst abzuklären, wie die Wünsche nach der Weiterführung des Camps in den Gruppen gelagert waren, veranstalteten wir zunächst einen offenen Austausch im Rahmen einer Online- Ideenwerkstatt. Alle Schüler:innen aus dem Rhein-Main-Gebiet waren eingeladen. Rund ein Dutzend Personen sind unserer Einladung schlussendlich gefolgt. Beim Termin sammelten wir Wünsche und Ideen und versuchten eine Vision zu entwickeln, welche Art von Veranstaltung denn den Menschen am besten gefallen würde, die bei uns trainieren (weit weg oder um die Ecke, exklusiv oder günstig, lang oder kurz…). Und dann passierte etwas Merkwürdiges, Unvorhergesehenes. Am Ende des Treffens fragten wir in die Runde, wer sich denn vorstellen könnte, bei der Organisation eines Capoeira-Camp 2.0 eine Aufgabe zu übernehmen. Und siehe da: Alle konnten!!
Da sind wir nun. Knappe 1,5 Jahre nach dem Online Workshop mit Prof. Lilas. Eine bunt gemischte Gruppe Menschen fast jeder Graduierung und wir organisieren gemeinsam eine Capoeira-Veranstaltung. Das Projekt Capoeira-Camp 2.0 nimmt Form an. Zum Glück haben wir Rückendeckung des Vereins in Darmstadt erhalten, der als Veranstalter auftreten wird. Die groben Pflöcke sind eingeschlagen: Location und ein Datum sind gefunden und Konzept sowie Kalkulation stehen für die Winterferien auf der Agenda. Vieles ist noch ungewiss; und über allem steht natürlich die Frage, wie unsere Trainingskolleg:innen das neue Konzept annehmen werden und ob wir die Hütte genau so abfackeln können, wie in Buchenau in „alten Zeiten“. Wir sind optimistisch gestimmt, freuen uns total auf die vor uns liegenden Herausforderungen und verkünden ganz stolz:
SAVE THE DATE
CAPOEIRA CAMP - GCB Rhein-Main
12.-14. Mai 2023 - Turnzentrum Alsfeld
Weitere Infos folgen in Kürze…
PS: Einen kleinen Einblick von unserer Erkundungsfahrt vor zwei Wochen findet Ihr auf unserem Youtube-Kanal:
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