Eine Liebeserklärung ans Märchenschloss
- 6. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Einen Rückblick über das Capoeira Camp zu schreiben, der dieser fast schon legendären Veranstaltung gerecht wird, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Man müsste weit ausholen, große Bilder malen und hätte trotzdem Probleme, die spezielle Magie dieses Ortes einzufangen. Jedes Jahr ist anders und auf seine Art besonders. Jedes Camp findet sein Motto; mal geplant, mal auch irgendwie spontan. Jedes Mal passiert irgendetwas völlig Überraschendes, das niemand hat kommen sehen.
Wenn ich an Buchenau denke, denke ich an verschiedenste Projekte, unzählige Capoeiristas, die im Laufe der Jahre schon mit mir durch die steinernen Flure des Schlosses gewandert sind, wüste Parties und tiefsinnige Gespräche. Immer mal wieder seltsame Reisegruppen (wobei diese uns sicher ebenfalls seltsam fanden) und Jahr für Jahr wirklich sehr gutes Essen (böse Zungen behaupten, es gibt Capoeiristas, die überhaupt nur noch wegen des Essens kommen).
Das Essen auf Schloss Buchenau verdient auch dieses Jahr wieder ein großes Lob
Das Schloss ist permanent im Wandel. Jedes Jahr, wenn wir zurückkehren, ist es einerseits ein Gefühl des nach Hause Kommens und gleichzeitig gibt es mit Sicherheit wieder irgendwo etwas Neues zu entdecken. In diesem Jahr wurden wir von einem riesigen freistehenden Zelt empfangen, das in der Corona-Zeit Freiluft-Veranstaltungen ermöglicht. Und hinter unserer Trainingshalle gab es nun plötzlich eine Terrasse, die zum Sundowner einlud. Nur die Sauna, die wir seit mehreren Jahren bestellt haben, ist Schlossbesitzer Klaus uns bisher immer noch schuldig geblieben.
Einmal mehr hat Schlossbesitzer Klaus im vergangenen Jahr angebaut
Das Capoeira Camp macht etwas mit einem. Anfänger reisen neugierig auf Capoeira an und mit leuchtenden Augen, erfüllt von einer tiefgreifenden Begeisterung für diesen Ort und die Begegnungen, die er ermöglicht, wieder ab. Die meisten kommen im nächsten Jahr wieder. Auch die, die nicht zurückkommen, tragen die Erlebnisse, die sie hier hatten, im Herzen. Viele Capoeiristas berichten davon, dass sie nach der Rückkehr in den Alltag erst mal in ein tiefes Loch fallen und dass die Capoeira-Musik in ihrem Kopf noch für einige Tage weiterspielt.
Schloss Buchenau ist Jahr für Jahr ein Ort außergewöhnlicher Begegnungen
Ich spare mir eine ausführliche Beschreibung dessen, was uns in diesem Jahr widerfahren ist. Es wird dem Buchenau-Gefühl sowieso höchstens eingeschränkt gerecht.
Wie immer gab es Überraschungen. Wieder habe ich tolle neue Menschen treffen dürfen und von bereits Bekannten neue Saiten kennengelernt. Wir haben natürlich gut gegessen und im Übrigen eine deutlich höhere Getränkerechnung produziert als in der Vergangenheit, als das Damoklesschwert de Alkoholverbotes uns an die Wasserflasche fesselte.
Wir haben ein Seminar, das kein Seminar sein wollte, organisiert und wir haben auf der Skala musikalischer Schönheit das obere und definitiv auch das untere Ende gesehen. Sirtaki getanzt und Sportfreunde Stiller gesungen.
"DAS" Seminar und ein interkultureller Ausflug in Richtung Griechenland
Natürlich haben wir auch Capoeira in allen Facetten gelebt und uns sportlich weiterentwickelt. Aber was bleibt, ist vor allem ein inniges Gefühl von Verbundenheit mit diesem besonderen, der Alltagswelt entrückten Ort und seinen Menschen.
Rodas gab es natürlich auch. Wieder mal eine - coronabedingte - Premiere: dieses Mal sogar mit Corda-Vergabe. Glückwunsch an Luz, Tucum, Bom Dia (corda branca-amarela) und Shakira (corda laranja)!
Vor allem wir langjährigen Buchenauten können uns überhaupt nicht vorstellen, dass es eine Zeit geben könnte, in der wir nicht mehr hierher zurück kommen. Wenn im nächsten Jahr das letzte von Mestre Cigano angebotene Capoeira Camp vorüber ist, müssen wir überlegen, wie wir weiter machen. Ob ein neues Kapitel aufgeschlagen wird und wir uns vom Märchenschloss verabschieden, oder ob wir das Format selbst am Leben erhalten. Es bleibt spannend.
Videorückblick
Das folgende Video gibt einen kleinen Einblick in unsere Capoeira-Erfahrungen dieser fünf intensiven Tage.
Zitate
Cigano (nach einem sehr langen Workshop über die richtige Tonlage beim Singen): "Ihr habt jetzt vor dem Abendessen noch mal eine Stunde Zeit und könnt noch ein bisschen Musik machen, wenn Ihr möchtet." Primeiro (leise): "Geil, endlich wieder in Ruhe schief singen."
Wir sprechen über Social Events. Fogo: ""Joey's Pizza" hat einen großen Anteil am Gruppengefühl in Darmstadt." Cigano: "Und Pizza ist AUCH rund!" Emcima: "Zufall??"
Cigano (am Lagerfeuer, mit Gitarre): "Wenn dann alle ein bisschen was getrunken haben, wird der Gesang noch ein bisschen besser!" Etwas später, die Meute ist zwischenzeitlich ein wenig eskaliert und bei "What shall we do with the drunken sailor" angekommen, leise: "Ok, doch nicht."
Comments